DDR-Opposition in Super 8 – „Seit 1985 erzähle ich gerne Geschichten in 25 Bildern/Sekunde“

Kinomuseum am Lendkanal, Wilsonstraße 37, 9020 Klagenfurt am Wörthersee, 20 Uhr

Thomas „Kaktus“ Grund war in den 1980er Jahren ein Aktivist in der (Evangelischen) Jungen Gemeinde (JG) in Jena. Er sagt über sich: „Seit 1985 erzähle ich gerne Geschichten in 25 Bildern/Sekunde“ (Super-8)

„Die JG hat – durch die Bereitstellung des außerinstitutionellen Freiraumes – zu einer Erweiterung des lebensweltlichen Raumes vieler Jugendlicher in der begrenzten DDR geführt. Sie war Überlebenshilfe und Protest zugleich.“

Aus einer „Verunsicherungs- und Zurückdrängungskonzeption“ zu Grund, Thomas und Petra, Operativer Vorgang „Dach“ des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) vom 14.11.1988 der Kreisdienststelle Jena, Referat PUT (Politischer Untergrund) I (DDR):

„3. Strafrechtliche Einschätzung von Aktivitäten der Familie Grund
Inhaltliche Erfassung aller von Grund im Rahmen des sogenannten „Leseladens“ gesammelten und hergestellten Filme, Videos, Tonträger und drucktechnischen Erzeugnisse und Veranlassung einer strafrechtlichen Einschätzung.
Dokumentation von Verletzungen der Zollbestimmungen der DDR sowie des Transitabkommens zwischen der DDR und BRD durch Grund – Veranlassung ordnungsrechtlicher oder strafprozessualer Konsequenzen.“

Im Rahmen der Konferenz Bewegtbildpraktiken wird Thomas „Kaktus“ Grund am Freitag, 30.10.2015, 20h, selbstgedrehte Super 8-Filme im Klagenfurter Kinomuseum zeigen und über ihre Herstellung und Bedeutung für die oppositionelle Jugendarbeit in der DDR sprechen.

Heute ist Thomas „Kaktus“ Grund Streetworker in Jena-Winzerla und nach wie vor kritisch gegenüber den Verhältnissen nach der „Wende“.

Literatur zur historischen Bedeutung der Jungen Gemeinde und der Rolle vom Thomas „Kaktus“ Grund:
Henning Pietzsch: „Jugend zwischen Kirche und Staat. Geschichte der kirchlichen Jugendarbeit in Jena 1970-1989“. Böhlau Verlag, Köln 2005.

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